22.10.2008

Nacht und Nebel

Momentan bin ich in Mönchengladbach, Rheydt um genau zu sein. Die ganze letzte Woche wurde mit den Niederrheinischen Sinfoniker geprobt für Ihr 2. Sinfoniekonzert, wovon wir gestern abend das erste Konzert gespielt haben. Ein tolles Programm, mit als Highlight Berlioz Harold en Italien, mit dem Shooting Star Nils Mönkemeyer als Bratschist. Unglaublich welch ein tollen Sound er aus seiner Bratsche zaubert - und das hat sowohl mich als das Orchester schwerstens beeindruckt! Dabei ist er auch einfach ganz unkompliziert und sehr energievoll. Jetzt spielen wir es noch dreimal - und das ist ja richtig schön: da kann man noch mal einiges ausprobieren!

Die große Nacht- und Nebelaktion war dann letztes Wochenende, wo ich mit dem Regisseur von Zar Saltan (die Oper die ich in März 09 bei Opera Zuid dirigieren werde) nach London geflogen bin. Wir beiden hatten das Stück von Rimsky Korsakov noch nie gesehen oder gehört, und am Samstagabend wurde in Sadler's Wells Theatre diese zauberhaften Oper von Gergievs Marinsky Oper aufgeführt! Sybrand van der Werf ist ein sehr energischen und ideenreicher jungen Regisseur, und es war eine tolle Gelegenheit uns auszutauschen über dieser Oper, und uns ein bißchen näher kennenzulernen. Das fing an bei der Capuccino vor dem Flug, ging über eine Busreise zum Zentrum, Buchhandlungsbesuche, ein Chickenburger mit Pints of Lager unter dem Genuss eines Fußballmatch und ein Fish-restaurant, bishin zu dem tatsächlichen Theaterbesuch.

Und was wir da sahen, war prunkvolle Inszenierungskunst ersten Grades. Bühnenbild von Pappkarton, Weingläser von Pappkarton, gefällige Tänzchen, unverständliche und überschwängliche Kostüme, aber irgendwie... Atmosphäre! Und welch eine Musik!!! Und der "Flight of the Bumble Bee" (kommt aus dieser Oper!) klang vorzüglich! Das Orchester hatte großen Spaß, besonders wenn der "Bühnenrauch" nach unten kam, und der 60-jährige Kontrabassist ganz trocken versuchte diese wegzupusten :-).


Freek, ein Freund aus meinem ehemaligen Studentenorchester und jetzt Professor an der London Business School, begleitete uns, und erzählte daß Sadler's Wells vor einige Jahren fast pleite war, aber das der neuen Direktor es geschafft hat, künstlerisch hochwertigen Veranstaltungen zu machen, das Publikum wieder hinzulocken und dadurch wieder in den schwarzen Zahlen gekommen ist. Was für eine Leistung! Es ist eines der größten Theaters in London, mit einer Kapazität von fast 1600!

Danach ging die Nacht- und Nebelaktion weiter: es wurde einen gemütlichen Pub gefunden, wo gerade einen 30-jährigen Geburtstag gefeiert wurde. Da wir ja nicht zu schüchter waren die hübsche junge Dame zu gratulieren (holländisch frech), bekamen wir natürlich ein bißchen von der leckere Geburtstagstorte und haben wir uns köstlich amüsiert... Und da der übliche Bell nicht klingelte um 11, wurde es etwas später - was uns sehr entgegen kam, da wir den 7.00 Uhr Flug gebucht hatten, und kein Hotel vorgesehen hatten... Nach ein kurzes Hasenschläfchen auf dem Flughafen sind wir dann auch in der Machine gestiegen der uns wieder nach Deutschland brachte.

Das allergrößte Highlight des Ausflugs war dann doch wieder musikalisch von Art. Nur der Gedanke alleine macht mich schon wieder Angst... Was war passiert?... Beim Landen, nach ungefähr 24 Stunden fast ununterbrochen wach gewesen zu sein und bei einer etwas vergrößerten Empfindlichkeit auf allen Gebiete, erklang in fortissimo durch den Ryanair-Lautsprecher genau das was man braucht am frühen morgen, gespielt von einem hochkarätigen synthetischen Synthesizer... nämlich... den weltberühmten... FLOH-MARSCH!!!! /&%$/&%$

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