08.08.2008

Some days...

Es gibt Tage, die scheinen ganz normal anzufangen. Man steht auf, geht unter die Dusche, putzt seine Zähne, geht zum Frühstück, einfach alles wie immer. Und manchmal geschieht dann an gerade so einem Tag die eine Verrücktheit nach der andere.

Nachdem ich heute meine "häusliche Angelegenheiten" ein bißchen gemacht habe (Wäsche machen, Koffer aufräumen etc.) bin ich so rund dem Mittaguhr im Taxi zum Theater gefahren. Und was passiert: aus irgendeinem Grund meldete sich mein holländischer Mailbox, und ich hole meine beide Handys aus der Tasche. Ich kontrolliere, und stecke sie zurück. Dachte ich zumindest.

Im Theater stelle ich dann fest daß mein deutsches Handy mit Taiwanesische SIM-Karte fehlt. Da ich fast sicher war daß ich es mitgenommen hatte, gerat ich etwas im Sorge. Habe ich es vielleicht im Taxi vergessen? Na gut, keine Zeit zum überlegen natürlich - die Probe sollte anfangen, Presse ist da, Orchester sitzt schon bereit, also, los...

Kurz vor der Probe werde ich dann von Allen "entführt" zur Presse. Da werden zwei riesigen Kameras auf mich gerichtet, brabbelt ein Taiwanesische Harald Schmidt etwas vor sich hin, und ich soll antworten????...... Können Schweine fliegen????.... Man kann sich schon vorstellen wie das aussah!... Das gleiche Spektakel wiederholte sich dann in der Pause, wo ich naßgeschwitzt bis auf die Haut das Taiwanesische Fernsehen etwas vom Pferd erzählt habe, mit viel "Foe Young Hai" und "Babi Pangang". Dies alles unter Begleitung von den Klängen unseren wunderbaren Geigen, die unter der Leitung von Roger, unser genialen und unermüdlichen Konzertmeister, versuchten die berüchtigte Forza-Passagen noch etwas positiver zu gestalten.

Nach der wirklich zufriedenstellend verlaufen Generalprobe gehen wir dann zurück ins Hotel. Und ich frage mal vorsichtig nach im Hotel, ob sie eventuell mein Taxi noch zurückfinden können, weil wahrscheinlich habe ich da mein Handy verloren. Einige verwunderten und mitleidenden Blicken kommen mir entgegen... Es gibt mindestens 800 Taxis in Tainan, alle mit der gleiche Käse-gelbe Farbe... Obwohl ich komischerweise den Mut nicht verliere, ist die Situation anscheint doch relativ aussichtlos.

Da heute ausnahmsweise mal keine Diner-Einladung auf dem Programm stand, entscheide ich mich alleine unterwegs zu gehen auf der Suche nach einer guten Mahlzeit. Ein Taxi bringt mich nach der Straße wo ich vor ein paar Tage schon mal außerordentlich gut vegetarisch gegessen habe. Jedoch ich möchte diesmal etwas anderes probieren, und ein nettes Etablissement lockt mich. Es stehen ganz viele tolle Gerichte auf dem Tisch, also hier werde ich mich wohl laben können! Einziges Problem: no english. AT ALL!

Aber nicht getrauert. Nachdem alle klar war daß es ohne zumindest ein kleines bißchen English nicht funktionieren wird, zeigen plötzlich allen (wirklich allen!!!) auf einen jungen Schüler, Lewis. Er studiert doch, er spricht doch (als einziger) English, na dann kann er doch den Europäer helfen bei seiner Bestellung... Und nachdem meine Bestellung von Reis, Gemüse und Tofu dann in fast zehn (!) Minuten "schon" geklärt ist, werde ich von Lewis und seiner Familie herzlichst eingeladen an deren Tisch zu kommen. Essen ist in Taiwan ein soziales Event, und für Taiwanesen ist das wohl vollkommen unverständlich wenn man alleine essen geht!

Und was ich an dem Tisch erlebt habe, ist wirklich unglaublich. Ich bekomme eine ungekannt leckere Portion von den exotischten Gemüsen mit herrlichen gebackenen Reis, und werde von der Familie versorgt mit Suppe und Tee. So gastfreundlich und so sorgsam habe ich das von absolut total unbekannten Leuten noch nie in meinem Leben erlebt. Mit Händen und Füßen reden wir über alles mögliche, wir lachen sehr viel, mittels Lonely Planet kriege ich tolle Anweisungen für die Sehenswürdigkeiten die ich morgen besichtigen möchte, und vor allem eines strahlt mir zu: echte, aufrichtig gemeinte Wärme einer Familie, die sich freut einen wildfremden Europäer helfen zu können.

Die Krönung war dann daß der Bruder von Lewis mich einfach wieder zum Hotel bracht, und das die Rechnung selbstverständlich nicht aufzutreiben war :-). So was schon mal in Europa erlebt?...

Bei Rückkehr im Hotel, wo ich von der ganzen Familie bis zur Tür begleitet werde, erwartet mich dann erneut eine Überraschung. Ein silbernes Nokia und zwei paar lachende Augen...

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